Donnerstag, 27. April 2017

Fazit

Da ich nun mit diesem Projekt offiziell fertig bin, möchte ich noch ein paar Sachen los werden, die mir aufgefallen sind und die mir auf dem Herzen liegen.

Mir ist im Verlauf dieser Arbeit aufgefallen, dass je moderner ein Gedicht oder ein Lied ist, desto ungebundener ist es an ein Metrum oder Reimschema. Das Gedicht "Nähe des Geliebten" von Johann Wolfgang von Goethe, welches im Jahr 1795 geschrieben wurde, hat ein regelmässiges Metrum und ein regelmässiges Reimschema. Im Vergleich dazu betrachten wir das Lied "Traum" von Cro, welches kein regelmässiges Metrum oder Reimschema hat. Auch die Bildlichkeiten verschwinden mit den Jahren zunehmend, natürlich gibt es auch heutzutage noch Texte, die viele Bildlichkeiten enthalten, wie z.B. "Sekundenschlaf" von Marteria.

Wenn man also Gedichte analysieren muss empfehle ich, sich an den älteren Werken zu orientieren!

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich planlos gestartet bei dieser Aufgabe, ich habe wahllos fünf Gedichte ausgesucht die mir gefielen. Im Nachhinein hätte ich mehr darauf geachtet, dass man sie gut analysieren kann. Vor allem bei meinem Hauptgedicht hatte ich Mühe es zu verstehen, da es doch etwas verwickelt ist und nicht es ganz einfach ist, den Inhalt zu verstehen.

Trotz  all meinen Schwierigkeiten mit dem bestimmen des Metrums und der Interpretation der Bildlichkeiten hat mir dieses Projekt extrem gefallen. Ich habe mich noch nie so stark mit Gedichten auseinander gesetzt und habe deshalb viel Neues und Interessantes dazu gelernt.

Ich hoffe das ich auch euch die Lyrik etwas näher bringen konnte und euer Interesse für Gedichte wecken konnte.







Marteria - Sekundenschlaf

Bildquelle:

Donnerstag, 30. März 2017

Cro - Traum

Simpler Text. Weshalb ich dieses Lied als letztes "Gedicht" gewählt habe weiss ich selber nicht genau, es spricht mich eigentlich nicht an, aber der Frühling steht vor der Tür! Die gute Laune kommt! Dieses Lied passt perfekt zu einem schönen Abend am See.


Traum (2014)

Yeah, Baby nimm' meine Hand!
Ich hab alles schon gepackt.
Komm wir beide gehen weg von hier.
Sieh der Jet ist getankt.
Ich hab Geld auf der Bank,
Und noch jede Menge Plätze hier.
Und immer wenn Du einsam bist
Komm' ich rum' Du musst nie wieder alleine sein.
Denn immer wenn ich Dich seh'
Macht es in mir Tick Tick Boom,
So wie Dynamite.
Aha, und alle anderen Girls
Wären gern wie du.
Aha, Denn du bist wunderschön
Und gefährlich klug.

Ey jo! Und ich hoff' dass du mich siehst,
Ich bin verliebt
Und hab kein' Plan ob es dich gibt

Doch manchmal träum' ich nur von Dir.
Bitte sag was muss ich tun dass Du mich hörst!
Denn ich wär heut so gern bei dir
Und ich glaub ich fänd es cool wenn du mir gehörst.
Ich fühl mich so allein,
Weiß nicht obs dich gibt.
Und egal wie laut ich schrei, sie hört mich nicht.
Doch sie ist grade irgendwo und denkt vielleicht an mich.
Hey Baby bitte schreib wenn es dich gibt!

Jeden Tag unterwegs und ich seh' viele Girls,
Aber Baby ey ich find dich nicht.
Und es gibt so viele Girls
Die behaupten sie wärn Du,
Doch ich sage man das stimmt doch nicht.
Doch ich hab echt kein Plan und ich frag mich ob Du
Überhaupt meine Sprache sprichst.
Doch Du bist eine von denen die man nicht suchen darf,
Sondern irgendwann mal auf der Straße trifft.
Aha, und Baby ich schrieb jedes Lied für dich.
Aha, doch bin alleine denn sie sieht mich nicht.

Aha, ich hoff' dass es geschieht, ich bin verliebt,
Doch hab kein' Plan ob es Dich gibt.

Doch manchmal träum' ich nur von Dir.
Bitte sag was muss ich tun, dass Du mich hörst.
Denn ich wär heut so gern bei dir.
Und ich glaub ich fänd es cool wenn du mir gehörst.
Ich fühl mich so allein,
Weiß nicht obs dich gibt.
Und egal wie laut ich schrei, sie hört mich nicht.
Doch sie ist grade irgendwo und denkt vielleicht an mich.
Hey Baby bitte schreib wenn es dich gibt!

Baby warte nicht so lange,
Denn ich bin nicht gerne alleine
Und bemerke jede Nacht mein Bett ist zu groß.
Deshalb hätt' ich gerne dich an meiner Seite.
Ich kann nur noch an dich denken,
Man es lässt mich einfach nicht los!
Und wenn du mich da draußen grade hörst,
Dann bitte warte kurz auf mich.
Ich bin direkt bereit und fahr los.
Doch wenn nicht, gehe ich einsam ins Bett
Und hoff' das ich gleich wieder penn'.

Doch manchmal träum' ich nur von Dir.
Bitte sag was muss ich tun dass Du mich hörst?
Denn ich wär heut so gern bei dir.
Und ich glaub ich fänd es cool wenn du mir gehörst.
Ich fühl mich so allein,
Weiß nicht obs dich gibt.
Und egal wie laut ich schrei, sie hört mich nicht.
Doch sie ist grade irgendwo und denkt vielleicht an mich.
Hey Baby bitte schreib wenn es dich gibt!





Grafische Darstellung
Das Metrum von diesem Lied ist unregelmässig, somit sind auch die Hebungen unregelmässig und die Kadenzen wechselnd. In diesem Song gibt es kein regelmässiges Reimschema, jedoch kommen ein Paar unreine Reime vor, wie z.B. Vers eins "Hand" und Vers fünf "Bank" oder Vers 13 "du" und Vers 15 "klug". Dieses Lied besteht aus acht Strophen, die jeweils unterschiedlich viele Verse enthalten. (Strophe eins hat 15 Verse, Strophe zwei hat nur drei Verse)


Bildlichkeit
In der Strophe eins, Vers neun-elf kommt der Vergleich "Denn immer wenn ich Dich seh' Macht es in mir Tick Tick Boom, So wie Dynamite" vor. Dieser Vergleich soll heissen dass er, wenn er sie sieht, extrem aufgeregt ist.
Ansonsten gibt es in diesem Lied keine weiteren Bildlichkeiten, was daran liegen kann, dass es ein sehr modernes Lied ist.


Quelle: Cro, Traum, http://www.songtexte.com/songtext/cro/traum-4b457302.html, 30.3.2017, 11:21.

Mittwoch, 22. März 2017

Topologik - Erich Fried

Dieses Gedicht werde ich genauer behandeln als die anderen vier Gedichte, da dies mein Hauptgedicht ist. Ich weiss nicht was mich daran so fasziniert, vielleicht gefällt es mir, wie es diese gewisse "Verwirrtheit" darstellt, die man verspürt, wenn man verliebt ist oder Liebeskummer hat. Doch von allen Liebes- und Liebeskummer-Gedichten, die ich im Rahmen dieses Schulprojekts gelesen habe, gefiel mir dieses am besten. Wenn man wirklich verliebt ist, weiss man nicht mehr wo einem der Kopf steht und dieses Gefühl begleitet mich durch das Gedicht wenn ich es lese.

Topologik

Ich liebe dich
doch liebe dich wohin
Etwas in mir
verdreht sich gerade
weil es gerade
so wie es ist ist
( gerade
weil es so ist )

Ich bin außer mir
wenn ich in mich gehe
und außer dir
vielleicht auch
Was
gehört da
wohin ?
Und wohin geht das ?

Ich habe
mir
ein Möbiusherz
gefaßt
das sich
in ausweglose
Streifen
schneidet

Erich Fried (1921-1988)


Grafische Darstellung
Dieses Gedicht hat kein regelmässiges Reimschema, die Kadenzen sind wechselnd. Es enthält jedoch Daktylen (z.B. Vers 1,5,8), Jamben (z.B. Vers 2,2,6) und Trochäen (z.B. Vers 9,15,20). Es besteht aus drei Strophen mit je acht Versen.

Bildlichkeit
Bei Strophe drei, Vers 17 bis 20 wird die Metapher " Ich habe mir ein Möbiusherz gefasst das sich an ausweglose Streifen schneidet" verwendet. Mit dem Möbiusherz bezieht sich Erich Fried auf das Möbiusband. Wenn man ein Möbiusherz in Streifen schneidet hat das kein Ende. Ich denke es steht für die Orientierungslosigkeit des Lyrischen Ichs, weil es nicht weiss was es fühlen soll. Mir kommt dabei auch in den Sinn, dass es bedeuten soll, dass die Liebe unendlich ist, wie ein Möbiusband, auch wenn sich das Lyrische Ich versucht vom Lyrischen Du zu entfernen, kommt es immer wieder zurück. 

In der ersten Strophe bei Vers drei bis fünf findet man die Metapher: "Etwas in mir verdreht sich gerade weil es gerade so wie es ist ist". Das "verdrehen" steht im Widerspruch zum "gerade". Das "verdreht" weisst auf eine Orientierungslosigkeit oder auch eine Verwirrung hin die entsteht, weil es "gerade" so ist wie es ist, die wiederum weist auf eine Klarheit hin. Das Lyrische Ich ist also verwirrt weil etwas so offensichtlich und klar ist.

In Strophe drei, Vers neun bis zwölf wird die Metapher "Ich bin ausser mir wenn ich in mich gehe und ausser dir vielleicht auch" angewendet. Diese Metapher bedeutet dass das Lyrische Ich keine Ruhe findet um über diese Liebschaft nach zu denken, auch wenn es genau dies nötig hätte und möchte. Es ist sehr aufgeregt, man könnte auch sagen nervös, wenn es an die andere Person denkt.


Autor
Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren. Er wuchs als einziges Kind einer jüdischen Familie auf. Als 1938 die Deutschen in Österreich einmarschierten wurden er und seine Familie zu verfolgten Juden. Im Mai 1938 starb Frieds Vater an den Folgen eines Verhörs der Gestapo, woraufhin Fried über Belgien nach London floh. In London gründete er dann die Selbsthilfegruppe Emigrantenjugend, der es gelang, viele Leute, darunter auch seine Mutter, nach England zu bringen. Nach dem zweiten Weltkrieg war Fried bei verschiedenen Zeitschriften und Magazinen beschäftigt. Durch Frieds ungewöhnliche Verbindung von Lyrik und Politik stellte er eine umstrittene Persönlichkeit da. Aus diesem Grund war Fried ein hoch angesehener Schriftsteller, der jedoch oft in Konflikte geriet, weil er offen kritisch Stellung zu politischen Themen nahm. Er hatte sechs Kinder aus drei verschiedenen Ehen. Erich Fried starb am 22. November 1988 an einem Darmkarzinom.


Thema
Das Gedicht wurde 1979 geschrieben. Dieses Gedicht hat jedoch keinen grossen geschichtlichen Hintergrund. Es ist ein sehr verdrehtes Gedicht und inhaltlich doch so simpel und genau aus diesem Grund habe ich es als mein Hauptgedicht gewählt. Ich habe viele Liebesgedichte gelesen während ich an diesem Projekt sass und keines schien mir die "Liebe" so gut zu beschreiben wie dieses. Mein Thema "Liebeslyrik" ist sehr vielfältig veranschaulicht in diesem Gedicht. Ich sehe Aspekte von Liebeskummer, da das Lyrische Ich sehr orientierungslos wirkt und etwas verloren. In der Strophe zwei bei Vers neun sieht man jedoch auch wie aufgeregt, oder auch glücklich es uns machen kann, wenn wir verliebt sind.

Stimmung
Das Lyrische Ich ist sehr unsicher was man an Vers 16 "Und wohin geht das?" erkennen kann. Es weiss nicht was noch passieren wird und wohin diese Liebschaft führen wird, dieses Gefühl wird unterstützt von Vers  zwei "doch liebe dich wohin". Ich finde in diesem Gedicht herrscht eine gewisse Verwirrtheit,  welche man in Vers drei bis sechs "Etwas in mir verdreht sich gerade weil es gerade so wie es ist ist" vorfindet. Dieses Gefühl von Orientierungslosigkeit begleitet das Lyrische Ich durch das komplette Gedicht.


Quelle: Fried, Erich, Es ist was es ist Liebesgedichte Angstgedichte Zorngedichte, Berlin 1996, S.18.

Sonntag, 19. März 2017

Nähe des Geliebten - Johann Wolfgang von Goethe

Ein Gedicht für die glücklich Verliebten unter uns!
Ich werde zu diesem Gedicht keine grossen Worte mehr verlieren, jeder, der einmal verliebt war, kennt das Gefühl. Alles, was man sieht, erinnert einen an diese gewisse eine Person, man ist traurig, wenn sie nicht bei einem ist und gleichzeitig überglücklich, dass man sie kennt. Ich finde dieses Gedicht beschreibt dieses Gefühl ziemlich gut.

Nähe des Geliebten (1795)
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne
O wärst du da!

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Grafische Darstellung
Dieses Gedicht ist in einem Kreuzreim verfasst (abab). Die Reime sind in einem durchgehenden Jambus angeordnet, wobei die Kadenz abwechselnd männlich und weiblich ist. (Vers eins weiblich, Vers zwei männlich, Vers drei weiblich usw.). Die Hebungen sind unregelmässig. Das Gedicht ist in vier Strophen gegliedert welche jeweils vier Verse enthalten.


Bildlichkeit
Die erste Strophe "Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer, Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt." steht dafür dass das Lyrische Ich Tag und Nacht an das Lyrische Du denken muss.

Strophe eins Vers drei bis vier "Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt." kann man als Personifikation verstehen da der Mond sich nicht in Quellen (Gewässer) malen kann.

In Strophe drei, Vers zehn "Die Welle steigt" handelt es sich ebenfalls um eine Personifikation. Eine Welle kann nicht steigen, das können nur Menschen. Somit wird die Welle "vermenschlicht".


Quelle: Goethe, Johann Wolfgang, Die besten deutschen Gedichte Ausgewählt von Marcel Reich-Ranicki, Berlin 2012, S. 60.

Eine Art Liebesgedicht - Erich Fried

Wenn man unter Liebeskummer leidet, ist das ein passendes Gedicht. Meiner Meinung nach geht es dabei um seine alte Jugendliebe, die er bis heute nicht vergessen konnte. Es scheint jedoch so, dass sich seine alte Jugendliebe neu verliebt hat und diese Trauer verarbeitet er auf romantische und süsse Art und Weise in diesem Gedicht. Ein bisschen Romantik kann man in jeder Lebenssituation gebrauchen und genau deshalb habe ich dieses Gedicht gewählt.


Eine Art Liebesgedicht

Wer sehnt sich nach dir

wenn ich mich nach dir sehne ?

Wer streichelt dich
wenn meine Hand nach dir sucht ?

Bin das ich oder sind das
die Reste meiner Jugend ?

Bin das ich oder sind das
die Anfänge meines Alters ?

Ist das mein Lebensmut oder
meine Angst vor dem Tod ?

Und warum sollte
meine Sehnsucht dir etwas bedeuten ?

Und was gibt dir meine Erfahrung
die mich nur traurig gemacht hat ?

Und was geben dir meine Gedichte
in denen ich nur sage

wie schwer es geworden ist
zu geben oder zu sein ?

Und doch scheint im Garten
im Wind vor dem Regen die Sonne

und es duftet das sterbende Gras
und der Liguster

und ich sehe dich an und
meine Hand tastet nach dir

Erich Fried (1921-1988)


Grafische Darstellung
Dieses Gedicht hat kein regelmässiges Metrum, die Hebungen sind ebenfalls unregelmässig und die Kadenzen wechselnd. Es ist aus zwölf Strophen mit jeweils zwei Versen aufgebaut. Das komplette Gedicht besteht aus reimlosen Versen und zeigt kein regelmässiges Reimschema auf.

Bildlichkeit
Seine sachliche und simple Art zu schreiben ist typisch für Erich Fried. Deshalb findet man in diesem Gedicht, wie in vielen anderen seiner Gedichte, keine Bildlichkeiten.


Quelle: Erich, Fried, Was bist du mir? Gedichte von der Liebe, Berlin 2001, S. 141.

Donnerstag, 9. März 2017

Sachliche Romanze - Erich Kästner


"Sachliche Romanze" ist das berühmteste Gedicht von Erich Kästner. Ich verstehe das Gedicht so, dass es von zwei Personen handelt, die von heute auf morgen ihre Liebe für einander verloren haben, sie versuchen jedoch zwanghaft an ihrer Liebschaft fest zu halten, bis sie voller Entsetzen erkennen müssen, dass sie sich nicht mehr lieben. Ich habe mich aus zwei Gründen für dieses Gedicht entschieden, zum einen weil es ein Klassiker von Erich Kästner ist, zum anderen weil mich die Geschichte dahinter bewegt. Auch wenn dieses Gedicht schon etwas älter ist, handelt es sich darin um eine Situation, der wir meiner Meinung nach auch in der heutigen Zeit noch oft begegnen, leider.


Sachliche Romanze (1929)


Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Erich Kästner (1899-1974)


Grafische Darstellung
Das Metrum von diesem Gedicht ist ein durchgehender vier hebiger Jambus. Die Kadenz ist überwiegend männlich. In diesem Gedicht wird ein Kreuzreim (abab) angewendet, welcher jedoch in der vierten Strophe verloren geht. Das Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils vier Versen gegliedert, mit Ausnahme von der vierten Strophe, welche aus fünf Versen besteht.

Bildlichkeit
In der ersten Strophe bei Vers 4 wird der Vergleich "Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut" angewendet. Ich verstehe darunter, dass sie ihre Liebe zueinander sehr schnell verloren haben, es aber anfangs gar nicht bemerkt haben. Man lässt seinen Hut schnell in einem Café liegen, wenn man es zu Hause merkt, ärgert man sich kurz darüber. Mir scheint als möchte uns Erich Kästner damit sagen dass dieses Liebespärchen den Verlust ihrer Liebe nicht so schlimm findet, jedoch erschreckt es sie, dass es ihnen so wenig bedeutet. Dieses Gefühl wird verstärkt durch die Metapher in Strophe drei Vers neun: "Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.". Was darauf hinweist, dass er sie gar nicht mehr trösten will, während dem sie neben ihm weint, schaut er aus dem Fenster.


Quelle: Kästner, Erich, Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke, 26. Auflage, München 2011, S. 61.

Bildquelle: https://antonadler.files.wordpress.com/2009/12/erich-kastner-portrait.jpg

Donnerstag, 16. Februar 2017

Wer ich bin.

Hallo zusammen.
Ich bin eine Schülerin der Kantonsschule Trogen und bin 16 Jahre alt. Ich werde hier in meinem Blog fünf Gedichte zum Thema Liebe & Liebeskummer aus verschiedenen Epochen bearbeiten, das heisst, ich analysiere und halte meine Gedanken und Feststellungen fest.
Weshalb ich dieses Thema gewählt habe?
Ich bin verträumt. Ich mag es, über alte Liebschaften zu lesen und darüber nachzudenken, wie es damals war. Deshalb werde ich euch meine fünf liebsten Liebesgedichte vorstellen. In ihnen kann es um glückliche Liebe handeln aber auch um verbotene Liebe oder Liebeskummer.
Ich werde ein Hauptgedicht haben, welches ich genauer deuten werde als die anderen vier, und werde die Resultate meiner Arbeit hier teilen.
Ich hoffe, ich konnte euer Interesse wecken und würde mich freuen wenn ihr bei meinem nächsten Post wieder dabei wärt.

Bis zum nächsten Mal

Vera