Sonntag, 19. März 2017

Eine Art Liebesgedicht - Erich Fried

Wenn man unter Liebeskummer leidet, ist das ein passendes Gedicht. Meiner Meinung nach geht es dabei um seine alte Jugendliebe, die er bis heute nicht vergessen konnte. Es scheint jedoch so, dass sich seine alte Jugendliebe neu verliebt hat und diese Trauer verarbeitet er auf romantische und süsse Art und Weise in diesem Gedicht. Ein bisschen Romantik kann man in jeder Lebenssituation gebrauchen und genau deshalb habe ich dieses Gedicht gewählt.


Eine Art Liebesgedicht

Wer sehnt sich nach dir

wenn ich mich nach dir sehne ?

Wer streichelt dich
wenn meine Hand nach dir sucht ?

Bin das ich oder sind das
die Reste meiner Jugend ?

Bin das ich oder sind das
die Anfänge meines Alters ?

Ist das mein Lebensmut oder
meine Angst vor dem Tod ?

Und warum sollte
meine Sehnsucht dir etwas bedeuten ?

Und was gibt dir meine Erfahrung
die mich nur traurig gemacht hat ?

Und was geben dir meine Gedichte
in denen ich nur sage

wie schwer es geworden ist
zu geben oder zu sein ?

Und doch scheint im Garten
im Wind vor dem Regen die Sonne

und es duftet das sterbende Gras
und der Liguster

und ich sehe dich an und
meine Hand tastet nach dir

Erich Fried (1921-1988)


Grafische Darstellung
Dieses Gedicht hat kein regelmässiges Metrum, die Hebungen sind ebenfalls unregelmässig und die Kadenzen wechselnd. Es ist aus zwölf Strophen mit jeweils zwei Versen aufgebaut. Das komplette Gedicht besteht aus reimlosen Versen und zeigt kein regelmässiges Reimschema auf.

Bildlichkeit
Seine sachliche und simple Art zu schreiben ist typisch für Erich Fried. Deshalb findet man in diesem Gedicht, wie in vielen anderen seiner Gedichte, keine Bildlichkeiten.


Quelle: Erich, Fried, Was bist du mir? Gedichte von der Liebe, Berlin 2001, S. 141.

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