Ein Gedicht für die glücklich Verliebten unter uns!
Ich werde zu diesem Gedicht keine grossen Worte mehr verlieren, jeder, der einmal verliebt war, kennt das Gefühl. Alles, was man sieht, erinnert einen an diese gewisse eine Person, man ist traurig, wenn sie nicht bei einem ist und gleichzeitig überglücklich, dass man sie kennt. Ich finde dieses Gedicht beschreibt dieses Gefühl ziemlich gut.
Nähe des Geliebten (1795)
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne
O wärst du da!
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Grafische Darstellung
Dieses Gedicht ist in einem Kreuzreim verfasst (abab). Die Reime sind in einem durchgehenden Jambus angeordnet, wobei die Kadenz abwechselnd männlich und weiblich ist. (Vers eins weiblich, Vers zwei männlich, Vers drei weiblich usw.). Die Hebungen sind unregelmässig. Das Gedicht ist in vier Strophen gegliedert welche jeweils vier Verse enthalten.
Bildlichkeit
Die erste Strophe "Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer, Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt." steht dafür dass das Lyrische Ich Tag und Nacht an das Lyrische Du denken muss.
Strophe eins Vers drei bis vier "Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt." kann man als Personifikation verstehen da der Mond sich nicht in Quellen (Gewässer) malen kann.
In Strophe drei, Vers zehn "Die Welle steigt" handelt es sich ebenfalls um eine Personifikation. Eine Welle kann nicht steigen, das können nur Menschen. Somit wird die Welle "vermenschlicht".
Quelle: Goethe, Johann Wolfgang, Die besten deutschen Gedichte Ausgewählt von Marcel Reich-Ranicki, Berlin 2012, S. 60.
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