
"Sachliche Romanze" ist das berühmteste Gedicht von Erich Kästner. Ich verstehe das Gedicht so, dass es von zwei Personen handelt, die von heute auf morgen ihre Liebe für einander verloren haben, sie versuchen jedoch zwanghaft an ihrer Liebschaft fest zu halten, bis sie voller Entsetzen erkennen müssen, dass sie sich nicht mehr lieben. Ich habe mich aus zwei Gründen für dieses Gedicht entschieden, zum einen weil es ein Klassiker von Erich Kästner ist, zum anderen weil mich die Geschichte dahinter bewegt. Auch wenn dieses Gedicht schon etwas älter ist, handelt es sich darin um eine Situation, der wir meiner Meinung nach auch in der heutigen Zeit noch oft begegnen, leider.
Sachliche Romanze (1929)
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Erich Kästner (1899-1974)
Grafische Darstellung
Das Metrum von diesem Gedicht ist ein durchgehender vier hebiger Jambus. Die Kadenz ist überwiegend männlich. In diesem Gedicht wird ein Kreuzreim (abab) angewendet, welcher jedoch in der vierten Strophe verloren geht. Das Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils vier Versen gegliedert, mit Ausnahme von der vierten Strophe, welche aus fünf Versen besteht.
Bildlichkeit
In der ersten Strophe bei Vers 4 wird der Vergleich "Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut" angewendet. Ich verstehe darunter, dass sie ihre Liebe zueinander sehr schnell verloren haben, es aber anfangs gar nicht bemerkt haben. Man lässt seinen Hut schnell in einem Café liegen, wenn man es zu Hause merkt, ärgert man sich kurz darüber. Mir scheint als möchte uns Erich Kästner damit sagen dass dieses Liebespärchen den Verlust ihrer Liebe nicht so schlimm findet, jedoch erschreckt es sie, dass es ihnen so wenig bedeutet. Dieses Gefühl wird verstärkt durch die Metapher in Strophe drei Vers neun: "Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.". Was darauf hinweist, dass er sie gar nicht mehr trösten will, während dem sie neben ihm weint, schaut er aus dem Fenster.
Quelle: Kästner, Erich, Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke, 26. Auflage, München 2011, S. 61.
Bildquelle: https://antonadler.files.wordpress.com/2009/12/erich-kastner-portrait.jpg
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Erich Kästner (1899-1974)
Grafische Darstellung
Das Metrum von diesem Gedicht ist ein durchgehender vier hebiger Jambus. Die Kadenz ist überwiegend männlich. In diesem Gedicht wird ein Kreuzreim (abab) angewendet, welcher jedoch in der vierten Strophe verloren geht. Das Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils vier Versen gegliedert, mit Ausnahme von der vierten Strophe, welche aus fünf Versen besteht.
Bildlichkeit
In der ersten Strophe bei Vers 4 wird der Vergleich "Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut" angewendet. Ich verstehe darunter, dass sie ihre Liebe zueinander sehr schnell verloren haben, es aber anfangs gar nicht bemerkt haben. Man lässt seinen Hut schnell in einem Café liegen, wenn man es zu Hause merkt, ärgert man sich kurz darüber. Mir scheint als möchte uns Erich Kästner damit sagen dass dieses Liebespärchen den Verlust ihrer Liebe nicht so schlimm findet, jedoch erschreckt es sie, dass es ihnen so wenig bedeutet. Dieses Gefühl wird verstärkt durch die Metapher in Strophe drei Vers neun: "Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.". Was darauf hinweist, dass er sie gar nicht mehr trösten will, während dem sie neben ihm weint, schaut er aus dem Fenster.
Quelle: Kästner, Erich, Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke, 26. Auflage, München 2011, S. 61.
Bildquelle: https://antonadler.files.wordpress.com/2009/12/erich-kastner-portrait.jpg
Hallo Vera,
AntwortenLöschenIch finde die Wahl deiner Gedichte sehr dem Thema angepasst. Besonders gefällt mir das Gedicht von Erich Kästner. Da ich dieses Gedicht auch schon analysiert habe, sind mir folgende Abweichungen aufgefallen; Ich habe beim Reimschema einen Kreuzreim angegeben, der sich dann in der letzten Strophe nicht durchsetzt. Ich würde das noch ergänzen.
Das Layout deines Bloges ist ansprechend gestaltet. Mir gefällt das Hintergrundbild.
Ich habe Mühe diese kleine Schrift zu lesen... Vielleicht könntest du diese noch ein wenig vergrössern? Ich nehme an, du hast vieles noch nicht online geschaltet (Bildlichkeit, Interpretation, ...)
Ich freue mich auf deine nächsten Blogeinträge und auf deine Wahl des letzten Gedichtes.
Grüsse, Lisa :)